Zuallererst möchte ich sagen, dass die nachfolgenden Informationen ziemlich in die Tiefe gehen werden und für einen normalen Liebhaber von keiner grossen Bedeutung zu sein scheinen, dennoch möchte ich Euch hiermit die Gelegenheit geben zu verstehen warum in welchem Wurf einfach nur bestimmte Farben fallen können und woher wir Züchter das im Vornherein auch wissen!

 

Zudem sei gesagt, dass es leider nicht gerade selten der Fall ist dass selbst langjährige Züchter die Genetik der Farbenlehre nicht verstehen (oder verstehen wollen) und dann vielleicht Liebhabern wie auch Neuzüchtern das "Tragen" von versteckten Farben einreden.

 

Auch ist es wenn man die Grundzüge der Farbenlehre und Vererbungslehre versteht ein guter Schutz davor nicht von Betrügern über den Tisch gezogen zu werden! Zu oft werden leider falsche Eltern am Papier angegeben - manchmal bewusst um z.B. Inzestverpaarungen zu vertuschen - manchmal auch nichts ahnend weil dann doch der "falsche" Kater beim decken schneller gewesen ist als der Geplante! So oder so hat der Käufer das Recht zu wissen aus welchen Elterntieren sein Maine Coon Baby stammt und wie eingangs erwähnt ist die Kontrolle auf das augenscheinlichste Merkmal - der Farbe - oftmals das einfachste!

 

Die Farben im Allgemeinen

Bei der Katze gibt es grundlegend nur zwei Farben die in Erscheinung treten können:

Schwarz und Rot! Die langläufige Meinung darüber dass eine schildpatt Kätzin mit weiß dreifärbig wäre ist demzufolge falsch. Richtig wäre es sie als eine zweifärbige Katze mit weißen Abzeichen zu bezeichnen!

 

Die Farbe weiß ist bei Katzen niemals eine Farbe, sondern lediglich eine Anomalie des Haares Pigment einzulagern. Diese Anomalie kann in Form weißer Abzeichen und einer sogenannten Scheckung unterschiedlichen Ausmasses auftreten oder komplett am ganzen Körper wie am Beispiel unseres weißen Katers!

 

Zurückzukommend auf unsere beiden Grundfarben schwarz und rot sei noch erwähnt, dass es somit auch die Möglichkeit der Mischung aus beiden bei einer schildpatt Kätzin geben kann - dies aber im nächsten Kapitel der geschlechtsgebundenen Farbvererbung!

Die Farbe und die Geschlechtschromosome

Anders als bei anderen Tierarten ist die Farbe bei der Katze an das X-Chromosom gebunden. 

Wenn wir uns vor Augen führen, dass ein Kater XY und eine Kätzin XX als Chromosome hat erklärt sich dadurch auch recht schnell, warum ein Kater nur die Farbe schwarz oder rot haben kann, die Kätzin sowohl schwarz, rot als auch zweifärbig (schildpatt) sein kann.


In extrem seltenen Fällen kann es vorkommen, dass ein Kater anstelle des Chromosomenpaares XY ein Triplet aufweist in Form von XXY. Dies ist eine Chromosomenanomalie die beim Menschen als sogenanntes Klinefelter Syndrom bezeichnet wird. Bei dem Kater kann es dadurch auch zu einer schildpatt Färbung kommen. In der Regel sind diese Kater jedoch unfruchtbar bzw stark in ihrer Fruchtbarkeit eingeschränkt!

Verdünnungsfarben

Als Verdünnungsfarben werden blau, creme und blau/creme schildpatt bezeichnet. Die Gene die dafür verantwortlich sind, schwarz in blau und rot in creme aufzuhellen sind rezessiv und daher müssen sie von beiden Elterntieren zumindest versteckt getragen werden um ein solches "verdünntes" Kitten hervorbringen zu können.

Verpaart man zwei Elterntiere die beide Verdünnungsfarben zeigen - so bekommt man wiederum nur mehr ausschließlich Verdünnungsfarben bei den Kitten.

Einfacher ausgedrückt: eine blaue Kätzin kann somit zusammen mit einem blauen Kater nur ausschließlich blaue Kitten hervorbringen!

Solid & Tabby

So wie mit den Verdünnungsfarben verhält es sich auch was solid und tabby anbelangt. Für den Laien vereinfacht ausgedrückt: der Begriff solid beschreibt eine einfache Farmanomalie bei der die Tigerzeichnung entweder vollständig (schwarz und blau) oder teilweise (rot und creme) unterdrückt wird.

Damit die sogenannte Einfarbigkeit bzw solid Färbung zum Ausdruck kommen kann muss sie wie die Verdünnungsvariante von beiden Elterntieren zumindest versteckt getragen werden, da es sich auch hierbei um einen rezessiven Erbgang handelt.

Dies sagt wiederum, dass aus zwei solid Eltern wiederum nur ausschließlich solid Kitten entstehen können.

Solid ist bei der Farbe schwarz und blau vollständig - das heisst lediglich im Kittenfell kann im richtigen Sonnenlicht die Tiger Zeichnung sanft durchschimmern. Im Erwachsenenfell ist sie jedoch nicht mehr sichtbar.

Anders dazu verhält es sich bei der Farbe rot und creme. Hier kommt es zu einer nicht vollständigen Ausblendung der Tigerzeichnung allerdings zu einer Kontrastminimierung im Fell.

Hier ein gutes Beispiel von einem Kitten welches red solid (links = Kontrast zwischen den Rottönen ist minimal und die Katze erscheint insgesamt intensiver in der Farbe und dunkler) und red tabby (rechts= bei dem red tabby oder rot getigerten Kitten sieht man einen starken Kontrast zwischen den Rotanteilen - Schnauze und Augenumrandungen sind weiss abgesetzt sowie die Innenseiten der Ohren weiss sind)



AT*Candycoon's Kiss Me Tiger
AT*Candycoon's Kiss Me Tiger
Gandalf of Beyrouth
Gandalf of Beyrouth

Im Vergleich hierzu zwei Kitten in der Farbe blau - einmal wieder links die solid Variante - einmal rechts die Tabby / Tiger Variante:


AT*Candycoon's Hanky Panky
AT*Candycoon's Hanky Panky
AT*Candycoon's Hill Billy
AT*Candycoon's Hill Billy

Bei der Maine Coon kennen wir insgesamt 4 verschiedene Tabby Zeichnungen - wobei diese immer abhängig ihrer Dominanz in verschiedener Häufigkeit auftreten können.

Ich möchte Ihnen hiermit nur eine kurze Darstellung der 4 Tabby Muster präsentieren die wir auch alle bereits in verschiedenen Würfen gezüchtet haben (ausser mackarel tabby!)


Grundsätzlich ist es Geschmackssache was einem hierbei gefällt bzw ist es sowieso eher selten, dass Käufer ihr Kitten anhand der Tabby Zeichnung auswählen :)



Quelle: http://www.numalu.ch/images/Tabby-Muster.gif
Quelle: http://www.numalu.ch/images/Tabby-Muster.gif

Die verschiedenen Tabby Muster heißen wie folgt von links nach rechts:


1.) Gestromt oder auch classic tabby - bei der Maine Coon wird diese Tabby Zeichnung mit der Nummer 22 abgekürzt. Das Tier weist große Ringe bei einer Seitenansicht auf und besitzt einen breiten dunklen Aaalstrich auf dem Rücken. Diese tabby Variante ist einer der häufigsten bei der Maine Coon.


2.) Getigert oder auch mackarel tabby - diese Zeichnung kennt man in erster Linie von Hauskatzen da diese Tabby Zeichnung dominant über die classic Zeichnung ist und daher die classic Zeichnung in freier Wildbahn nur sehr schwer in Erscheinung tritt. Charakteristisch sind die vielen engen Längsstreifen am gesamten Körper die der Katze einen Tiger ähnlichen Look verpassen. Die Nummer hierfür ist 23.


3.) Getupft oder auch spotted tabby - es wird immer noch diskutiert ob das spotted Tabby wirklich eine eigene Tabby Zeichnung ist oder nicht vielmehr aus dem classic oder mackarel tabby heraus entstammt. So ganz genau weiss man es nicht - in jedem Fall aber weist die Katze mehrere grössere oder kleinere Tupfen am Körper auf die teilweise auch noch aufgebrochene Längsstreifen sein können. Oft ist die Unterscheidung zwischen mackarel tabby und spotted sehr schwierig wenn die Punkte so eng sitzen dass sie eigentlich wie durchgängige Streifen aussehen. Die Nummer des Spotted Tabbies ist 24.


4.) Geticktes Tabby - ist sicherlich die Tabby Variante die in den letzten Jahren geradezu einen wahren Höhenflug erlebt. Ticked Tabby ist eine ganz edle Tabby Variante die dem Fell ein nahezu seidig bzw samt artiges Aussehen verleiht. Hierbei ist jedes einzelne gebändert und somit mehrfarbig wodurch eine fliessende Farbe im Fell entsteht. Diese Tabby Variante kennt man am besten von der Rasse Abessinier wo durch jahrzehntelange Reinzucht das ticked tabby eine unglaubliche Homogenität aufweist. Bei der Maine Coon - wo man mehr auf Typ als auf Farbe züchtet - ist auch bei ticked tabby dennoch der Schwanz und auch die Beine normal getigert. Lediglich der Körper ist durchgehend getickt. Der Farbcode hierfür lautet 25.

Silber / Smoke

Silber bzw Smoke bezeichnen das gleiche Geschehen im Fell, allerdings wird der Begriff silber bei allen tabby Varianten und smoke bei solid Katzen verwendet.


Bei Silber/Smoke kommt es zu einer unvollständigen Pigmenteinlagerung in das Haar. Ist bei einer normal gefärbten Katze das Haar von der Spitze bis zu Haut eingefärbt - so bleibt bei Silber/Smoke je nach Ausprägung mehr oder weniger des Haares unpigmentiert und daher weiss bis hellgrau. Dabei ist nie die Haarspitze betroffen sondern Silber/Smoke geht immer von der Haut aus und je nachdem wie hoch der Silberanteil ist kann es bis zur Haarspitze reichen, sodass dann nur noch die Haarspitzen eingefärbt sind.


Dies erklärt auch warum es sein kann, dass manchmal gerade bei blau und auch den Rotvarianten das Silber nicht von Geburt an zu sehen ist, da das Haar erst eine gewisse Länge erreichen muss um definitiv sehen zu können ob es komplett durchgefärbt oder nur teilweise gefärbt ist.


Anders als bei solid und Verdünnung ist Silber ein dominantes Merkmal, was bedeutet zur Ausprägung reicht es wenn auch nur ein Elternteil selbst mit silber ist. Im Umkehrschluss kann silber nicht "versteckt" getragen werden wie etwa solid oder Verdünnung - daher einer der Elterntiere MUSS selbst mit silber/smoke sein um silber/smoke Kitten zu bekommen.


Verpaart man zwei silberne Katzen so wird der Silberanteil immer weiter zunehmen und die Katze in ihrer Farbe immer heller bzw ausgewaschener erscheinen.


Hier ein kleines Beispiel:

Hier ist Farveränderung anhand der Farbe schildpatt mit weiss schön zu sehen:

1.) AT*Candycoon's Quid Nunc - eine schildpatt Kätzin mit weißen Abzeichen - die Farben erscheinen kräftig und leuchtend - der Kontrast zwischen rot und schwarz ist stark und die Farben deutlich sichtbar! Die Abgrenzung zur weissen Brust und den weissen Pfoten ist ebenfalls klar und deutlich

2.) AT*Candycoon's Montana Blackfeet - hier die klassische Ausprägung des silber Gens - eine black silber schildpatt Kätzin ebenfalls mit den selben weissen Abzeichen... hier nun deutlich zu erkennen, dass aus der zuvor schwarzen Tabby Farbe eine dunkelgraue Farbe geworden ist und aus dem kräftigen rot in ein blasses rot. Dort wo das Fell kürzer ist - wie an den Beinen - kommt der silber Anteil nicht so stark zu tragen - daher erscheinen die Pfoten und das kurze Fell um die Schnauze noch dünkler als z.B. am restlichen Körper. 

3.) AT*Candycoon's Missouri River - Diese Kätzin entstammt einer Silber x Silber Verpaarung - während ihre Schwester Montana einen normalen Silberanteil aufweist - hat sich der Silberanteil bei Missouri quasi verdoppelt. Ihr Fell ist nun noch heller gefärbt - aus einem dunkelgrau wurde ein ganz hellgrau und das rot unter ihrem rechten Auge ist als ganz hellcreme Farbener Fleck nur noch schemenhaft erkennbar. Der Übergang der weissen Brust ist nunmehr verlaufend durch das stark aufgehellte Fell.


Vollständiges Weiß

Worldwinner 2012 Don Martin Olimpian *RU
Worldwinner 2012 Don Martin Olimpian *RU

Ähnlichem wie mit dem Scheckungsgen S verhält es sich auch mit dem Weißgen W. Dieses Gen verhindert die Pigmenteinlagerung zu einem sehr frühen Entwicklungsstand mit Ausnahme der Iris der Augen und der Zellen im Innenohr.


Dies ist von grosser Bedeutung da nur dadurch verhindert werden kann, dass die Katze taub bzw blind wird.


Das Risiko für Taubheit und/oder Blindheit nimmt stark zu wenn man zwei weiße Katzen miteinander verpaart und die Kitten dann nicht mehr heterozygot W/w sind sondern dann homozygot W/W werden. Diese Kitten sind dann zu einem Teil auch nicht lebensfährig wonach eine Verpaarung zweier rein weißer Katzen nach unserem Tierschutzgesetz nach verboten ist!!!


Zudem darf nur mit gesunden weißen Katzen gezüchtet werden, die beidseitig hörend sind.


Die Zucht mit reinweißen Katzen ist besonders interessant wie auch risikoreich. Jeder gewissenhafte Züchter muss sich im klaren sein, dass das Gen W eine Vielzahl von Problemen mit sich bringen kann.

Nicht nur dass auch immer wieder taube Kitten geboren werden können, so leiden rein weiße Katzen auch häufiger an Hautanomalien und haben auch ein erhöhtes Risiko Sonnenbrände aufgrund der nicht-Pigmentierung zu bekommen. 

Die Augenfarbe kann von orange über grün bis hin zu blau reichen. Oftmals auch verschiedenfärbig in ein und dem selben Tier. Hierbei sei besonders erwähnt, dass vor allem weiße Katzen mit blauen Augen zu Taubheit neigen!